03.04.2025, 18:30 Uhr, Filler (Schillerstraße 44, Erfurt)
Radikale Arbeitszeitverkürzung - Für ein besseres Leben. Gegen Rechts.
Wir sollen „mehr Bock“ haben auf „Arbeit, Leistung, Wachstum und Wettbewerb“, um „unseren Wohlstand zu sichern“. Doch was für ein „Wohlstand“ soll das sein? Schuften ohne Ende? Für noch mehr Autos? Noch mehr Plastik im Meer? Noch mehr CO2? Noch höhere Finanzgebirge? Ständiger Stress, kaum Zeit für’s Leben? Sich dann auch noch anhören müssen, wir würden „zu viel krankmachen“? Und am Ende Minirente mit 75? Wer hat darauf schon Bock?
„Wirtschaftswachstum“ ist der moderne Gott, dem wir alle dienen müssen. Wir arbeiten für eine Megamaschine, die unendlich Geld anhäuft und Mensch und Natur ihrem Diktat unterwirft. Die Klimakrise ist ihr ebenso geschuldet wie die wachsende Kluft zwischen Reich und Arm, Vernachlässigung von Gesundheit, Bildung und Sozialem, unbezahlbare Wohnungen und Renten.
Computer und Roboter könnten uns viel Arbeit abnehmen. Aber wir sollen immer mehr arbeiten, weil die Megamaschine Konkurrenz statt Kooperation von uns verlangt. Niemand vertritt dieses Prinzip brutaler als Autoritäre und Faschisten. Die Rechtsentwicklung fällt nicht vom Himmel, sie erwächst aus der Ellenbogenlogik „unserer Wirtschaft“.
Kampf gegen Rechts kann erfolgreich sein, wenn er sich mit dem Wunsch von immer mehr Menschen nach wesentlich mehr Zeit für ein erfülltes und sinnvolles Leben verbündet. Kämpfe um radikale Arbeitszeitverkürzung und gesellschaftliche Selbstorganisation sind der Schlüssel für humanes und naturverträgliches Wirtschaften. Gewerkschaften können eine zentrale Rolle dabei spielen, wenn sie ihr großes Potential als Massenorganisationen der Fachkräfte für den stofflichen Umbau erkennen und mobilisieren.
Lothar Galow-Bergemann war Personalrat in zwei Großkliniken. Er schreibt u.a. für ’Jungle World’ und ’Emanzipation & Frieden’ https://emafrie.de
Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe “Kämpfe um, im und gegen den Sozialstaat”. Eine Kooperation von Bildungskollektiv, Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen, Bildungswerk des DGB und anderen.
08.04.2025, 18:30 Uhr, L50 (Lassallestr. 50, Erfurt)
Gegenseitige Hilfe und Selbstorganisierung als Antwort auf Hilfebedarfe und Rechtsentwicklung
In Bremen ist seit 2017 die Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen entstanden, am Beginn eines umfassenderen Trends im deutschsprachigen Raum, neue Formen linksradikale Praxis im Stadtteil aufzubauen. Der Grundgedanke ist dabei, Menschen aus der Nachbarschaft in Konflikten, denen sie unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen immer wieder ausgesetzt sind - zum Beispiel mit ihren Vermieter:innen, ihren Arbeitgeber:innen oder mit dem Jobcenter - zu unterstützen und sich ausgehend davon für den gemeinsamen Klassenkampf zu organisieren.
Die Aktivist:innen von Solidarisch in Gröpelingen waren in ihrer Arbeit schnell damit konfrontiert, wie stark der Sozialstaat der Bedingungen vorgibt, unter denen sich Leute für ihre Interessen und gegen die Zumutungen des Kapitalismus zusammentun können: Weil der Sozialstaat die Härten abfedert, die der Kapitalismus für Lohnabhängige produziert, sind wir einerseits auf ihn angewiesen, gleichzeitig hält er uns in einem prekären Zustand und vereinzelt uns, was den kollektiven Widerstand erschwert.
Bei der Veranstaltung mit Vogliamo Tutto soll es um dieses komplizierte Verhältnis gehen und darum, welche Antworten in der Bewegung der revolutionäreren Stadtteilarbeit darauf entwickelt wurden.
15.04.2025, 20:00 Uhr, Offene Arbeit Erfurt (Allerheiligenstraße 9, Hinterhaus)
Vortrag: Kairós - Zeit der Revolution (mit Dr. Alexander Neupert)
Revolution, oder aktueller: radikale Transformation, ist nichts was sich automatisch irgendwann ereignen wird, aber kann auch nicht jederzeit einfach gewollt werden.
Die Kairós-Theorie, benannt nach dem griechischen Gott der guten Gelegenheiten, klärt darüber auf, welche Bedingungen und Handlungen notwendig sind. Kurz gesagt: Wann ist die Zeit der Revolution? Darüber wird an diesem Abend vorgetragen und diskutiert werden.
Dr. Alexander Neupert ist zurzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem DFG-Projekt zu Krisendialektik an der Karlshochschule (www.krisendialektik.de). Von ihm erschienen Bücher über die Widrigkeit des Staatsfetischismus (2013), die Möglichkeit von Utopie (2015), die Notwendigkeit von Organisation (2021) und die Dringlichkeit des Ökosozialismus (2022). Zum Vortragsthema erschien 2019 ’Die Gelegenheit ergreifen - eine Politische Philosophie des Kairós’. Er arbeitet in Karlsruhe und lebt in Hannover.
15.04.2025, 19:30 Uhr, Haus Dacheröden (Anger 37, 99084 Erfurt)
Feministische Utopien des gemeinsamen Wohnens
Wie können feministische Ansätze das gemeinschaftliche Wohnen beeinflussen? Welche Herausforderungen und Wünsche spielen dabei eine Rolle? Ein Podiumsgespräch beleuchtet verschiedene Wohnprojekte, die auf unterschiedliche Weise Feminismus und gemeinschaftliches Zusammenleben verbinden.
In einer offenen Gesprächsrunde mit Akteurinnen vom ehemaligen Beginenhof, dem Projekt femile und dem Stattschloss wird diskutiert, wie feministische Ideen in den Bereichen Planung, Alltag und Gestaltung von Wohnräumen wirksam werden können. Dabei geht es sowohl um Erfolge und Herausforderungen als auch um persönliche Wünsche und Visionen.
Infos und Anmeldung unter: https://www.herbstlese.de/veranstaltungen/feministische-utopien-des-gemeinsamen-wohnens
24.04.2025, 18:30 Uhr, FH Erfurt, Altonaer Straße 25
Wie kann die Soziale Arbeit kollektiv auf Angriffe auf soziale Rechte antworten?
Die aktuelle Rechtsentwicklung zeigt sich auch in Leistzungskürzungen (Bürgergeld, Asylbewerberleistungsgesetz) und ganz grundsätzlichen Angriffen auf soziale Dienste, z. B. gegen Schwangerschaftskonfliktberatung, queere Kultur- und Beratungsangebote und Geflüchtete ganz im Allgemeinen. Wir wollen bei der Veranstaltung Menschen zusammenbringen, die in der Sozialen Arbeit nach Möglichkeiten suchen, sich gegen diese Angriffe zu wehren. Als Einstieg stellen die Eingeladenen vor, was ihr Ansatz ist, Gegenwehr zu organisieren. Danach wollen wir ins Gespräch kommen, um Möglichkeiten des gemeinsamen oder koordinierten Handelns zu diskutieren.
Anna Kasten ist Professorin für Soziale Arbeit mit den Schwerpunkten Gender und Diversity an der FH Jena und forscht u.A. zu Angriffen auf verletzliche Personengruppen in Polen.
Barbara Schäuble ist Professorin für diversitätsbewusste Ansätze in Theorie und Praxis Sozialer Arbeit an der ASH Berlin und vertritt eine konfliktorientierte Auffassung von Sozialer Arbeit.
Caro Mothes koordiniert und macht offene Arbeite in einem queeren Jugendclub in Berlin und organisiert Pride Soli Rides zur Unterstützung von CSDs in ostdeutschen Kleinstädten.
Josina Monteiro ist im Vorstand des DBSH Thüringen, der Sozialarbeiter*innen eine Möglichkeit bietet, sich zu organisieren.
N.N. leistet in einem selbstorganisierten Zusammenhang Hilfe und gemeinsame Gegenwehr mit und für Personen, die aus dem Raster der institutionalisierten Sozialarbeit herausfallen.